Das Jahr nähert sich dem Ende, die unsägliche Weihnachtsquälerei ist einmal wieder überstanden und in Kürze dürfen wir uns an Kriegsspielerei und massiver Luftverschmutzung erfreuen. Und sei das alles nicht genug, so werden wir überall auch noch von Jahresrückblicken überschüttet. Doch bei diesem Punkt sehen doch auch wir uns genötigt in diesen Reigen einzusteigen und euch einen etwas anderen Jahresrückblick zu präsentieren, der einen Blick auf die Momente der Rebellion und des Unmuts gegen Herrschaft in München wirft. Das, was wir hier zusammengetragen haben, ist natürlich unvollständig, denn vieles wird nicht berichtet, vieles haben wir nicht mitbekommen und wir haben die Nachrichten auch danach ausgesucht, was uns gefallen hat.
Gentrifizierung
Das leidigste Thema in München, die Wohnsituation. Unbezahlbare und weiterhin ansteigende Mieten, Luxussanierungen und der Bau von luxuriösen Eigentumswohnungen bei gleichzeitiger Wohnungsnot, die Immobilienbranche hat ihren Spaß, die meisten Menschen wissen aber nicht mehr, wo, wie oder wie lange sie in München noch wohnen können. Doch selbst wenn die Mieten „bezahlbar“ wären – was auch immer das heißen mag, denn es wird immer Menschen geben, die sich die Miete für eine Wohnung nicht leisten können werden –, so ist es doch absurd, dass einigen Menschen einfach aufgrund der Tatsache, dass ihnen ein Haus gehört, ein monatliches Einkommen durch andere Personen ermöglicht wird, die einfach nur dort wohnen wollen. Wir sind nur Gäste, dort, wo wir wohnen, wir haben keine Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich unseres Wohnraums. Wir können einfach nur zuschauen, wie andere entscheiden, wann wie saniert werden soll, wie die Fassade aussehen soll, wir kennen unsere Nachbar*innen nicht, es ist ungewiss, wie lange wir noch bleiben können, ehe wir uns unsere Wohnung oder unser Zimmer nicht mehr leisten können. Gleichzeitig müssen Leute auf der Straße schlafen und wer sich Raum einfach nimmt – in einem der zahlreichen Leerstände dieser Stadt –, die*der wird bei Entdeckung vertrieben oder sogar bestraft. All das macht wütend und diese Wut macht sich bemerkbar.
- 11.01. Die Fassade der „Glockenbachsuiten“ an der Reichenbachbrücke wird mit gelber Farbe angegriffen.
- 10.02. In dem Rohbau an der Weinbauernstraße wird eine gelagerte Packung mit Mineraldämmwolle angezündet.
- 21.02. Ein Lkw auf dem Gelände des „Bahnwärter Thiel“ wird abgefackelt.
- 30.03. In einem Bürogebäude im Lehel gehen mehrere Scheiben zu Bruch. Wahrscheinlich handelt es sich um das dortige Immobilienbüro der Firma Aigner Immobilien.
- 18.04. Unbekannte hinterlassen im Stadtteil Nymphenburg auf einer Großbaustelle unter anderem den Schriftzug „Fuck Work“ und Anarchiesymbole. Damit richten sie angeblich einen hohen Schaden an, weil die mit Graffiti versehenen Wände komplett ausgetauscht werden müssen.
- 23.04. Ein VW Caddy eines Immobilienbüros wird angezündet.
- 24.04. In Untergiesing wird ein Immobilienbüo von Finestep mit Steinen und einem Kanaldeckel bereits zum dritten Mal eingeworfen.
- 13.07. Im Nymphenburger Schlosspark werden „zwei überflüssige Klimakiller“, ein Volvo XC90 und ein Porsche SUV, „abgewrackt“. Sie brennen vollständig aus.
- 23.07. In Milbertshofen wird ein Immobilienbüro mit vorweihnachtlichen Grüßen in Form von mit Teer gefüllten Christbaumkugeln bedacht.
- 01.08. Auf dem ehemaligen OSRAM-Gelände in Untergiesing brennt ein Baucontainer. Auf dem Gelände sollen rund 400 neue Wohnungen entstehen, die die Gentrifizierung im Viertel weiter vorantreiben werden.
- 18.08. Bei einem RE/MAX Immobilienbüro in Sendling werden die Scheiben eingeworfen.
- Anfang September In der Ruffinistraße und der Hirschgartenallee wird Buttersäure im Inneren zweier Immobilienbüros verteilt.
- 04.09. Ein Fahrzeug des Immobilienunternehmens Vonovia wird mit Farbe verkehrsuntauglich gemacht.
- 06.09. Der Immobilienfirma „L Homes“ in der Kurfürstenstraße werden die Scheiben mit Pflastersteinen eingeworfen. „L Homes“ realisiert Luxussanierungen und den Neubau von Luxus-Eigentumswohnungen in München und Umgebung.
- 13.09. Ein Fahrzeug des Immobilienunternehmens Vonovia in Laim wird umlackiert.
- 02.10. In der Preysingstraße im Stadtteil Haidhausen werden die Schaufensterscheiben eines Immobilienbüros mit weißer Farbe übersprüht. Ein in der Nähe abgestelltes Firmenfahrzeug wird ebenfalls mit weißer Farbe rumdum neu lackiert.
- 04.10. Ein Auto von Vonovia wird mit Farbe verschönert und verkehrsuntauglich gemacht.
- 17.10. Ein Smart wird mit roter Farbe eingedeckt. „Die Schmierereien zeigen weder Buchstaben noch sonstige Schriftzeichen“, bisher hat so etwas meist Immobilien- und Technologieunternehmen getroffen.
- 07.11. In der Ganghoferstraße kann ein Auto des Immobilienunternehmens Vonovia mit geplätteten Reifen bewundert werden.
- 09.-15.11. An einem in der Hansastraße abgestellten Fahrzeug eines Immobilienbüros werden die Reifen zerstochen sowie Nummernschilder, Spiegel, Lichter und die Schriftzüge des Wagens mit Farbe übersprüht.
- 22.11. Vermutlich bei einem Gebäude des neu entstehenden Wohnkomplexes „Isar Living“ auf dem ehemaligen OSRAM-Gelände gehen mehrere Scheiben zu Bruch, andere werden mit schwarzer Farbe übermalt.
- 23.11. Rund 30 Personen nehmen sich die Straßen im Westend. Mit einem Transparent gegen Gentrifizierung, Flyern, Zeitungen und Plakaten ziehen sie durch die Straßen und machen Menschen auf die Gentrifizierung im Viertel aufmerksam.
- 13.12. In Bogenhausen werden zwei besonders teure Angeber*innenautos abgefackelt: Ein Range Rover SUV und ein Mercedes Cabrio.
- 16.12. Ein Radlader in einer Kiesgrube in Johanneskirchen wird vorsätzlich in Brand gesteckt.
Cops, Hobbycops, die Knastgesellschaft und das Geschrei nach mehr „Sicherheit“
Sicherheit – das Lieblingsargument aller Liebhaber*innen autoritärer Maßnahmen. Denn mit dem Stichwort „Sicherheit“ lassen sich alle Einschränkungen der Freiheit von Menschen rechtfertigen – (Video-)Überwachung, ein riesiges Waffenarsenal und vom Staat bezahlte sowie freiberufliche Schläger*innentrupps (Securities, KVR-Hilfssheriffs, MVG-Wacht usw. und natürlich die Cops und die Bundeswehr). Sicherheit zu gewährleisten ist auch der angebliche Anspruch, der es notwendig mache, das Zusammenleben der Menschen über Gesetze, die Justiz und den Knast zu regeln. Denn ohne diese „Sicherheits“vorkehrungen wären alle Menschen angeblich die ganze Zeit nur damit beschäftigt sich gegenseitig aufs Maul zu hauen und würden ausschließlich danach streben Herrschaft über alle anderen auszuüben. Das berühmte Argument mit der „Macht des Stärkeren“, die herrschen würde, wenn der Staat dem keinen Einhalt gebieten würde. Um dies zu verhindern, liegt also die ganze Stärke beim Staat. Denn wenn der Starke der Staat ist und nicht jemand anders, dann ist es ja was ganz anderes. Der Staat kontrolliert uns auf Schritt und Tritt, das, was er über uns gespeichert hat (etwa die Daten aus dem Personalausweis, das Geburts- und das Melderegister, Eintragung über unsere Staatsangehörigkeit, Sterberegister), ist bedeutender für unsere Existenz, als das, was wir selbst zu uns zu sagen haben. Unsere Handlungsspielräume sind in dieser angeblich „freien“ Gesellschaft unfassbar klein, und wenn wir diese übertreten, so gibt es ein ansehnliches Arsenal an Mitteln, um uns zur Einhaltung der vom Staat auferlegten Spielregeln zu zwingen – bis hin dazu, dass wir für den Rest unseres Lebens eingesperrt werden und die Gestaltung unses Lebens vollständig von den Entscheidungen anderer Menschen abhängt. Ausgeliefert – durch und durch. Dass wir uns ja so benehmen, dass das System der Herrschaft von Menschen über Menschen nicht ins Wanken kommt. Das ist das Ziel. Wer stiehlt, wer ohne Ticket fährt, wer sich der Lohnarbeit verweigert, wer sich dagegen wehrt, Subjekt eines Staates zu sein, die*der weiß, dass einer*m nur ein kleiner Handlungsspielraum gelassen wird. Und jede Maßnahme, die zum Aufrechterhalten der „Sicherheit“ zusätzlich eingeführt wird, macht diesen Spielraum noch kleiner. Doch wo es Herrschaft gibt, gibt es auch immer Widerstand.
- 15.02. Anlässlich der Sicherheitskonferenz wird ein Kleinbus von Cops aus Rheinland-Pfalz (Verstärkung für die SiKo) in Zamdorf abgefackelt.
- 03.03. In Neuperlach werden zwei Autos der Firma Siemens angezündet und brennen vollständig aus.
- 23.04. In der Klenzestraße brennt ein Sodexo-Firmenwagen ab. Sodexo ist durch Essenslieferung und Gebäudeverwaltung unter anderem am Betrieb von über 100 Knästen weltweit beteiligt.
- 27.04. In der Nähe des Hauptbahnhofs werden einem dort abgestellten Bull*innenauto die Reifen sowie der Unterboden aufgeschlitzt.
- 31.05. An drei Orten werden laut den Cops in Zusammenhang stehende Sprühereien hinterlassen: Am Karneidplatz ist ein vier Meter langes Graffito mit der Botschaft „Fuck JVA“ zu finden. In der Stresemannstraße werden ein BMW und ein Wohnhaus angesprüht und in Laim in der Johannes-Scharrer-Straße ein Haus mit Farbe verunstaltet. Den Zusammenhang wollen die Bull*innen nicht verraten, aber wahrscheinlich werden auch sie etwas mit Knast oder Justiz im Allgemeinen zu tun haben.
- 22.06. Eine „Buchstabenkombination“ taucht auf einem Bull*innenauto in der Altstadt auf. Könnte es vielleicht „ACAB“ sein? Wer weiß, wer weiß.
- 23.06. An der Baustelle des neuen Strafjustizzentrums wird ein mehrere Meter langes Graffito angebracht.
- 22.07. In Neuperlach wird ein Auto des Knastprofiteurs Dussmann abgefackelt.
- 23.07. Autos von Dussmann, Bosch und Caverion – Unternehmen, die von Knästen profitieren – werden die Reifen zerstochen.
- 13.09. Ein Auto des Knastprofiteurs Siemens wird mit Farbe angegriffen.
- 14.09. In der Nacht vor dem Prozess gegen Max und eine weitere Person, denen vorgeworfen wird, eine Graffitiserie gegen Yuppies an Autos und Wänden begangen zu haben, werden im Stadtteil Nymphenburg insgesamt sechs „hochwertige“ Fahrzeuge mit dem Schriftzug „Free Max“ besprüht.
- 30.09.-06.10. Der Sitz des Sicherheitsunternehmens VDH Security in Milbertshofen, das unter anderem von Asylunterkünften profitiert, wird mit der Frage „Feeling Secure?“ besprüht. Des weiteren werden zwei Transporter des Unternehmens mit einem hässlichen, neuen Farbanstrich versehen und Fenster, Spiegel, Nummernschilder und Scheinwerfer werden übersprüht.
- 14.10. In der Pöllatstraße beleidigt und schlägt eine Person einen Soldaten. Leider wird sie festgenommen.
- 20.-22.11. Einem Fahrzeug des Knastprofiteurs STRABAG werden die Reifen zerstochen.
- 29.11.-02.12. Mehrere Gebäudeteile einer Schule in Neuperlach werden großflächig mit „diversen Buchstaben- und Ziffernkombinationen“ besprüht. Wir raten mal wild drauflos und tippen auf „ACAB“ und „1312“.
- 24.12. Karre des Sicherheitsdienstleisters WISAG geplättet.
Mobs vs. Cops
Eine eigene Rubrik wollen wir den spontanen Revolten gegen autoritäre Anwandlungen widmen, meist wenn eine größere Menschenmenge eigentlich nur ihren Spaß haben wollte, und dann so uniformierte Schläger*innen meinen, sich einmischen und rummackern zu müssen.
Abschiebungen und Asylpolitik
„Leitkultur“, „verwirktes Gastrecht“, „Rückführung“, „kriminelle Asylbewerber“ und „Obergrenze“, die deutsche Volksgemeinschaft mobilisiert sich gegen die Zuwanderung flüchtender Menschen aus anderen Teilen der Welt und macht ihren Rassismus so deutlich wie eigentlich immer schon. Das Zusammenpferchen in Lagern, die ständigen Schikanen, die Misshandlungen rufen einigen Widerstand auf den Plan.
Antifaschismus
Da leben wir schon in autoritären Zeiten, doch gibt es Leute, die es gerne noch autoritärer hätten und die sich eine Volksgemeinschaft zusammenfantasieren, die es vor „fremden“ Einflüssen zu beschützen gilt.
Smart City, E-Mobilität und grüner Kapitalismus
Smarte Mobilität, E-Technik, smarte Kommunikation. Die Digitalisierung macht sich immer mehr bemerkbar. „Sharing“-Dienste mit jedem vorstellbaren Fortbewegungsmittel, alle mit Elektro-Antrieb, alle über App entsperrbar. Per Smartphone bezahlen, jederzeit, überall. Dank Smartphone wird alles immer bequemer – und auch immer besser überwachbar. Denn die smarte Technologie sammelt Unmengen an Daten. Kameras an smarten Autos, die auch noch selbst die Cops rufen, wenn sie angezündet werden, GPS auf jedem Handy, in jedem Fortbewegungsmittel, die Zuordnung jeden Zahlungsvorgangs zu deinem Profil, das natürlich vollständige Daten über dich preisgibt, eine immer bessere Gesichtserkennungssoftware. Die Überwachungsmechanismen werden allumfassender, unsichtbarer, selbstverständlicher – und genießen breite Akzeptanz. Denn die smarte Technologie ist dann doch so bequem. Bequem zahlen – schon kommt bequem klauen gar nicht mehr in Betracht. Mensch habe doch nichts zu verbergen. Das gängige Argument. Gleichzeitig kann mensch gleich das schlechte Gewissen beruhigen, angesichts von Klimawandel und kapitalistischer Ausbeutung. Denn dank grüner E-Technologie tue mensch durch seinen Konsum etwas für die Umwelt. Eine der absurdesten Lügen der neuen E-Mobilitätswelle, so offensichtlich, dass ich darüber nicht viel Worte verlieren will. Doch Digitalisierung, Technologie und Energiegewinnung haben einen wunden Punkt: sie brauchen eine krasse Infrastruktur, viele, viele Kabel… und bieten dadurch nette Angriffspunkte.
- 12.03. Ein Glasfaserkabel von Vodafone an einem Kabelschacht unter der John-F.-Kennedy-Brücke wird angezündet.
- 13.07. Im Nymphenburger Schlosspark werden „zwei überflüssige Klimakiller“, ein Volvo XC90 und ein Porsche SUV, „abgewrackt“. Sie brennen vollständig aus.
- 08.10. In der Isarvorstadt wird ein BMW I8, ein Hybridfahrzeug, in Brand gesteckt. Das Auto ruft von selbst die Feuerwehr und muss tagelang in einem Spezialcontainer gesichert werden, da er durch die verbauten Akkus von selbst wieder in Brand geraten könnte.
- 13.11. Das Wasser des Nymphenburger Schlossparks wird neongrün verfärbt.
- 20.11. Auf der Plattform eines Sendemastes in 40 Metern Höhe in der Landsberger Straße wird Feuer gelegt. Der Sendemast brennt ab.
- 19.12. Unbekannte stecken mehrere Kabelstränge, bei denen es sich wohl um Glasfaserfernleitungen handelt, an der Leinthalerbrücke und an der benachbarten Herzog-Heinrich-Brücke in Brand, die entlang der Brücken über die Isar geleitet werden. Ziel war die Sabotage des kohlebetriebenen Heizkraftwerks Nord.
- Juni-Dezember Seit der Überflutung der Stadt mit E-Scootern lassen sich Angriffe auf jene beobachten. Hunderten Rollern wurde der QR-Code übermalt, übersprüht oder mit Stickern überklebt, ebenso konnten Zahnpasta, Rasierschaum und andere nicht identifizierbare Substanzen auf ihnen bewundert werden, stellenweise fand mensch sie in diverse Kanälen der Stadt versenkt oder fand den Display zerschlagen, die Lichter abgetreten oder die Nummernschilder übersprüht vor.
Reclaim the City
Wem gehört die Stadt? Wer darf sie wie gestalten, wer kann einfach machen, wer muss um Erlaubnis bitten? Warum darf ich am Stadtbild nichts einfach so verändern, bin jedoch selbst mit tausenden Änderungen konfrontiert, auf die ich keinen Einfluss habe. Weder im Haus, in dem ich wohne, noch in der Straße oder dem Viertel kann ich irgendetwas mitgestalten, dafür werde ich mit großflächigen Werbungen gequält, mit einem zubetonierten hässlichen Hof konfrontiert, der nur als Parkplatz dient, mit Überwachungskameras und einer langweiligen Fassade und einer grauen Stadt. Wenn ich jedoch etwas Farbe hineinbringen will oder etwas verändern, dann bekomme ich eine Anzeige wegen Sachbeschädigung oder wegen Verstoßes gegen die Bauordnung. Wenn ich gegen irgendetwas protestieren will, mich zum Feiern zusammenfinden will, leben will, muss ich es anmelden oder sogar um Erlaubnis bitten. Dass sich das nicht alle gefallen lassen, sieht mensch besonders an den zahlreichen Graffiti, die München schmücken.
Gott töten
Wieviel Einfluss Religion und hierzulande insbesondere das Christentum hat, wird mir immer wieder deutlich, wenn ich im Gerichtssaal dieses fucking Kreuz hängen sehe. Das Christentum, aber auch jede sonstige Gottesvorstellung, hat dabei autoritären Charakter, denn Gott oder das Göttliche oder die Götter – whatever! – verlangen immer eine Unterwerfung des Individuums vor Gott. Religion ist die Vorstellung, dass der Mensch keinen freien Willen hat, sondern einem göttlichen Plan folgen muss. Religion wurde schon immer als Vorwand verwendet, um damit Herrschaft über andere Menschen zu legitimieren, sei es um die Herrschaft eines Königs oder eines Papstes zu rechtfertigen, als auch um sich als individuelle*r Priester*in der jeweiligen Gottheit Autorität gegenüber anderen Menschen zu verschaffen. Was gibt es Geileres als Menschen, die vor dir auf den Knien rumrutschen und ihr Leben danach gestalten, was du ihnen aufträgst? Gerade im Dezembermonat werden wir mit der vollen Ladung Christentum zugeballert. Und das hat wohl einigen Menschen nicht gefallen…
Solidarität mit Kämpfen an anderen Orten
Im August erklärt der griechische Staat Exarchia, dem widerständigen Stadtviertel in Athen, den Krieg. Mehrere Hausbesetzungen, insbesondere diejenigen, die von Migrant*innen bewohnt sind, werden geräumt. Menschen in Exarchia setzen sich zur Wehr. Und auch hier greifen Menschen den griechischen Staat an. Im Oktober rufen Schüler*innen in Chile aus Protest gegen Fahrpreiserhöhungen beim öffentlichen Nahverkehr zum kollektiven Schwarzfahren auf. Ein paar Tage später ist das ganze Land in Aufruhr und bis heute dauert die Revolte an. Auch dazu gab es in München solidarische Angriffe.